Lernwerkstatt

Lernwerkstatt der krea(k)tiven Grundschule Röslau

Im Schuljahr 2005/2006 richtete die krea(k)tive Grundschule Röslau als eine der ersten Schulen im Schulamtsbezirk Wunsiedel unter der Leitung des damaligen Rektors Herrn Reinhard Dengler mit tatkräftiger Unterstützung der Gemeinde Röslau und des zuständigen Schulamts Wunsiedel eine Lernwerkstatt ein.

Materialien waren zahlreich vorhanden, da die stellvertretende Schulleiterin Frau Annelies Rogler-Unglaub 1998 ihr Montessori-Diplom erwarb und bereits in den Jahren zuvor Freiarbeitsmaterialien in ihrem Unterricht einsetzte.

Der Begriff „Lernwerkstatt“ lässt sich nicht genau definieren.
In einem Lernwerkstatt-Raum könnte man theoretisch auch „nur“ aus einem Buch vorlesen oder Aufgaben in Arbeitsheften erledigen.
Umgekehrt kann auch Lernwerkstatt-Unterricht im Klassenzimmer, in der Turnhalle, auf dem Pausenhof etc. stattfinden, ohne dass ein explizit ausgewiesener Lernwerkstatt-Raum vorhanden ist.

Sofern es das Stunden-Budget ermöglicht, erhalten alle Schüler der Klassen 1-4 der einzügigen GS Röslau mit dem Schulprofil „Montessori-Regelschule“ eine Schulstunde pro Woche zusätzlichen Lernwerkstattunterricht. In der Praxis gestaltet sich dies so, dass die eine Hälfte der Schülerschaft der jeweiligen Klasse unter der fachkundigen Anleitung der Förderlehrerin und Systembetreuerin Gabriele Neubert den verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien lernt. Dazu gehören auch Lernspiele, Rechtschreib- und Leseprogramme, mathematische Übungsformen, freies Schreiben und diverse Suchmaschinen. Zeitgleich findet für die anderen Schüler Lernwerkstattunterricht zu den jeweiligen Lerninhalten statt.

Lernwerkstattmäßiger Unterricht ist ein Unterrichtsprinzip der krea(k)tiven Grundschule Röslau. Da unsere Schule einzügig ist, ist es möglich, die benötigten Materialien zu den jeweils zu erarbeitenden Unterrichtsthemen in den Klassenzimmern zu belassen und bei Bedarf ad hoc darauf zurückzugreifen. So wird das Klassenzimmer spontan immer wieder zur Lernwerkstatt oder auch die Pausenhalle, die Turnhalle, der Pausenhof, der Schulgarten etc.

Seit 2012 bewerben wir uns jedes Jahr erfolgreich für das Prädikat „Umweltschule in Europa“. Federführend dabei ist Frau Gabriele Neubert

Daneben arbeiten Schüler- und Lehrerschaft mit dem kirchlichen Umweltprojekt „ Grüner Gockel“ zusammen.

Die krea(k)tive Grundschule Röslau möchte sich nicht mit „fremden Federn schmücken“, aber soweit uns bekannt ist, besitzen wir in drei Bereichen Alleinstellungsmerkmale:

 

  1. Mathematikwerkstatt mit Materialien nach Maria Montessori von 0 bis 1.000.000 inklusive der Veranschaulichung der schriftlichen Rechenverfahren nach den amtlichen Vorgaben des LehrplanPlus.
  2. Lernen mit Bausteinen
  3. Kronkorkenwerkstatt

 

Diese drei Bereiche möchten wir im Folgenden in einem kurzen Abriss vorstellen. Für weitergehende Fragen stehen wir sehr gerne zur Verfügung.

 

1. Im Schuljahr 1998/1999 begannen wir, unser Schulprofil in Richtung „Montessori –Regelschule“ zu schärfen. Sukzessive wurden die Mathematik-Materialien nach den Prinzipien Maria Montessoris angeschafft.

Sandsäckchen

Das Foto zeigt die Sandsäckchen und die Eier im Zahlenraum bis 10 in den Farben nach Maria Montessori.

Einmaleins

Das Farbige Perlenmaterial veranschaulicht die 1+1-Sätze, z.B.
2+5=7
3+4=7 3+5=8 3+6=9
4+5=9

Perlenmaterial

Ebenso veranschaulicht werden kann mit dem Farbigen Perlenmaterial das gesamte Einmaleins.

Hunderterbrett

Während das Farbige und das Goldene Perlenmaterial (Veranschaulichung der Zahlenmengen bis 1000) aus Kostengründen in Eigenregie selbst aus Rohmaterialien der Firma Plackner hergestellt wurde, kauften wir dieses Hunderterbrett. Hier werden u.a. gemeinsame Vielfache und die Primzahlen verdeutlicht.

Millionenmodell

Das Goldene Mathematikmaterial nach Maria Montessori endet mit den Tausenderwürfeln und der Tausenderkette. Dafür hatten wir ungefähr 11.000 Perlen genagelt und geklebt. Trotz intensiver Suche in diversen Katalogen und auch auf der Bildungsmesse didacta fanden wir kein Material für die Mengen und Darstellung der schriftlichen Rechenverfahren bis 1.000.000, das mit dem an der krea(k)tiven Grundschule Röslau vorhandenen Material kompatibel gewesen wäre. Auch jetzt erwies sich die Firma Plackner als sehr hilfreich.

Millionenmodell

Dank der Spende zweier Röslauer Vereine fertigte die Firma Plackner die Erweiterung der Montessori-Materialien nach unseren Vorstellungen bis 1.000.000 an.

Millionenmodell

Die krea(k)tive Grundschule Röslau ist in der Lage, Mengen und Zahlen sowie die einzelnen Rechenverfahren im Zahlenraum von 0 bis 1.000.000 mit einem in allen Jahrgangsstufen durchgängigen und in sich stimmigen Material zu veranschaulichen.

Die Fotos zeigen sowohl Schüler als auch Lehrer bei der Arbeit. Seit vielen Jahren finden an der krea(k)tiven Grundschule Röslau in regelmäßigen Abständen Fortbildungen für Lehrkräfte, Mitarbeiter in Kitas und Horten sowie für die interessierte Öffentlichkeit statt. Alljährlich besuchen uns die Seminare der Sigmund-Wann-Realschule Wunsiedel und der Fichtelgebirgsrealschule Marktredwitz mit ihren Seminarrektoren. An der krea(k)tiven Grundschule Röslau funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen hervorragend. Selbst der Röslauer Kindergarten „Spatzennest“ orientiert sich an den Prinzipien Maria Montessoris.

 

2.  „Lernen mit Legos“ –

so hieß die Fortbildung am 24.10.2007 mit rund 50 Teilnehmern aus Schulen, Kindertagesstätten, Horten und der interessierten Öffentlichkeit. Es gibt kaum jemanden, der in seiner Kindheit nicht Bekanntschaft mit Duplo-Lego-Steinen gemacht hat. Die Faszination dieser unverwüstlichen Bausteine liegt darin, dass man phantasievolle Bauwerke stabil zusammenstecken kann, dass diese stabilen Werke aber rasch zerlegt und zu neuen Bauwerken werden können. Diese Faszination nutzten wir für den Unterricht.

Lernen mit Legos

Erstklässler legen größten Wert darauf, keine „Kindergarten-Babys“ mehr zu sein. Also wurde das Spielmaterial zum Lernmaterial umfunktioniert.

 

Lernen mit Lego

Zuerst entwarfen und bauten wir Zahlenmauern. Schnell erkannten die Schüler, dass man nicht nur in Mathematik, sondern auch in anderen Fächern mit den Bausteinen lernen kann. Inzwischen haben wir mehrere Tausend Bausteine in Gebrauch, neben Lego-Duplo-Steinen auch Steckbausteine und Deckelsteine samt Steckplatten der Firma Hubelino, wobei es sich um Blanko-Steine handelt. Die Schüler entwerfen und gestalten ihr eigenes Lernmaterial, worauf sie natürlich sehr stolz sind!

Fortbildung Lego

Ebenso wie zur Kronkorkenwerkstatt oder zur Mathematikwerkstatt werden in regelmäßigen Abständen auch Fortbildungen zur Werkstatt mit den Lernbausteinen angeboten. Wie das Foto zeigt, erliegen auch Erwachsene der Faszination der Lernbausteine oder wie es eine Schülermama, die auf Wunsch Hubelino-Steckplatten mit nach Hause nahm, formulierte: „Ich konnte gar nicht mehr damit aufhören!“

3. Das Kronkorkenprojekt

nahm als „Impuls-Lernwerkstatt“ seinen Anfang im Herbst 2009, als der örtliche Getränkemarkt zum Sammeln von Kronkorken zur Anschaffung eines Rollstuhls für ein behindertes Kind aufrief. „Kronkorken – Rollstuhl“ – mit dieser Verbindung konnten wir nichts anfangen. Also informierten sich die Schüler via Internet-Recherche in den Lernwerkstattstunden über den Zusammenhang. Dabei erfuhren sie, dass die Kronkorken als Altmetall verkauft werden und vom Gelderlös dieser Rollstuhl finanziert werden sollte. Spontan ergaben sich zahlreiche Fragen:
- Wie viele Kronkorken haben wir bereits gesammelt?

Hunderter legen

Das Foto zeigt Schüler der 2. Klasse beim Legen von jeweils 10 Zehnerstangen zu Hunderterplatten.

 

Die Schüler der 3. Jahrgangsstufe legten in der Turnhalle 10x10x10 Kronkorken zu Tausenderfeldern aus.

 

Tausender legen
Tausenderfelder zählen

Die Schüler der 4. Jahrgangsstufe zählten die Tausenderfelder.

 

Spontan ergaben sich weitere Fragen:
- Wieviel wiegen alle ausgelegten Kronkorken?
- Wenn wir die ganzen Kronkorken verkaufen, wie hoch ist der Erlös?
- Wer kauft die Kronkorken und warum?
- Schwanken die Altmetallpreise? Warum?
- Lohnt es sich, eine geringe Menge an Kronkorken zu einem „Tages-Hochpreis“ mit dem Auto wegzubringen (Benzinkosten, Umweltverschmutzung durch Abgase…)?
- Wie können wir die ungefähre Menge der neu eintreffenden Kronkorken schätzen, ohne die Kronkorken jedes Mal einzeln zählen zu müssen?

Berechnungen
Besuch
Arbeit mit Millionenmodell
Bürgermeister Gebhardt lernt mit

Am 14.10.2013 hatte unsere Schule die große Ehre, alle oberfränkischen Lernwerkstattberater_innen, SINUS-Koordinator_innen, MathePlus-Koordinator_innen, Seminarrektor_innen, sowie die Regierungsschulrätin Frau Ursula Heck, die Regierungsschulräte Herrn Thomas König und Herrn Alexander Wunsch und Herrn Schulamtsdirektor des Schulamtsbezirks Wunsiedel, Herrn Horst Geißel zu einer Fortbildungsveranstaltung „Millionenmodell“, „Kronkorkenwerkstatt“ und „Lernen mit Bausteinen“ begrüßen zu dürfen.

 

Der Röslauer Bürgermeister Herr Torsten Gebhardt sprach in einem Grußwort vom Stolz der gesamten Gemeinde auf die Arbeit der kleinen, aber feinen krea(k)tiven Grundschule Röslau.

Natürlich ruhen wir uns nicht „auf unseren Lorbeeren“ aus. Wie bereits eingangs erwähnt, bewerben wir uns alljährlich mit „Umwelt-Lernwerkstattthemen“ für das Prädikat „Umweltschule in Europa“ jeweils in Zusammenarbeit mit dem kirchlichen Umweltprojekt „Grüner Gockel“.

 

Bereits praktizierte und bewährte Lernwerkstattthemen werden weiterhin durchgeführt und gegebenenfalls modifiziert.

 

Neue Themen finden Eingang in unsere Lernwerkstattarbeit.

 

Diese Mischung aus Bewährtem und Neuem macht die Lernwerkstattarbeit für Pädagogen_innen und Mitarbeiter_innen in Kitas und Horten so interessant, dass wir wiederholt Nachfragen nach Fortbildungsangeboten erhalten. Die Seminare der Sigmund-Wann-Realschule Wunsiedel und der Fichtelgebirgsrealschule Marktredwitz wünschen sich jedes Mal unmittelbar nach ihrem Unterrichtsbesuch einen weiteren Unterrichtsbesuch im kommenden Schuljahr.

 

Das macht uns stolz und spornt uns gleichzeitig zu Neuem an!